Tibetische Teekultur

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Tibetischer Mönch beim Einschenken von Buttertee (Quelle: Wikipedia)

Die Tibetische Teekultur ist später entstanden als die Chinesische Teekultur und wurde zunächst stark von dieser beeinflusst. Gemäss Überlieferungen kam der erste Tee während der Tang Dynastie nach Tibet. Heute ist Tee das mit Abstand gebräuchlichste Alltagsgetränk der Tibeter und wird entweder als salziger Buttertee oder als süsser Milchtee getrunken.

Geschichte

Die Einführung des Tees im tibetischen Volk wird oft der chinesischen Prinzessin Wen Cheng zugeschrieben, die im Jahr 641 als Ehefrau von Herrscher Songtsen Gampo in den tibetischen Hof kam. Doch unabhängig von dieser Prinzessin entstand ein reger Handel mit dem Kaiserreich China, bei dem Tibeter Pferde gegen chinesischen Tee tauschten. Diese Handelsroute wurde als "Tea-Horse Trade Route" (Tee-Pferde-Handelsweg) bekannt und erstreckte sich über Stationen wie Lhasa, Sa'gya, Xigazê, Gyangzê, Maizhokunggar, Lharze und Ongren.

Die Teegewohnheit verbreitete sich in Tibet ähnlich wie in China allmählich vom Adel auf die Bevölkerung. Der Buddhismus trug dazu bei, da Mönche während ihrer Meditation Tee tranken, um wach zu bleiben, und somit zur weiteren Popularisierung des Getränks beitrugen. Der tibetische Buddhismus entwickelte eine eigene Teekultur, wobei Tee als Geschenk des Buddhas und dementsprechend kostbar angesehen wurde. In den Tempeln der tibetischen Lamas galt er als heiliges Getränk.

Für die Tibeter symbolisiert Tee im täglichen Leben Freundschaft, Verehrung, Reinheit und Glück.

Teezubereitung

In Tibet spielt der Buttertee eine zentrale Rolle und wird mehrmals täglich konsumiert. Dieser einzigartige Tee, zubereitet mit Salz und Yakbutter, ähnelt aufgrund seines kräftigen Geschmacks eher einer dünnen Brühe, was für westliche Geschmäcker ungewohnt sein kann. Dennoch ist der Buttertee aufgrund seiner Nährstoffdichte und wärmenden Eigenschaften von entscheidender Bedeutung in dieser extremen Klimazone. Zudem fördert er die Verdauung, was besonders wichtig ist, da die traditionelle tibetische Ernährung hauptsächlich aus Fleisch besteht, vor allem von Yaks.

Die Teezubereitung erfolgt in der Regel nicht mit losen Blättern, sondern mit gepressten Teeziegeln, eine Tradition, die ihren Ursprung in China hat. Diese Ziegel stammen aus den Regionen Sichuan und Yunnan. Ein Teil des Ziegels wird zu Pulver zermahlen, in einen mit Wasser gefüllten Kessel gegeben und über dem Feuer langsam gekocht, um die Teebasis zu schaffen. Das Konzentrat wird anschließend in ein großes längliches Holzgefäß gefüllt und dort mit Butter und Salz vermengt. Die Mischung wird erneut im Kessel erhitzt, bevor der Buttertee serviert wird. Die Teeschalen variieren je nach Wohlstand und können aus Jade, Keramik, Silber oder Holz gefertigt sein.

Neben dem Buttertee ist auch der gesüsste Milchtee in Tibet verbreitet, besonders bei den Nomaden, die Viehzucht betreiben. Dieser Tee wird ebenfalls in einem Kessel aufgekocht, zusammen mit Zucker und Milch. Die Tradition des Milchtees ist vergleichsweise neu in Tibet und wurde vor rund 100 Jahren von muslimischen Geschäftsreisenden eingeführt. Die ersten Teehäuser in Lhasa öffneten in den 1920er Jahren, waren jedoch zunächst den Oberschichten vorbehalten und bis in die 1980er Jahre ausschließlich für Männer zugänglich.

Teesitten

In Tibet ist die Teezubereitung nicht nur ein Akt des Genusses, sondern auch ein ritueller Ausdruck von Gastfreundschaft und spiritueller Verbundenheit. Traditionell wird Gästen Tee als Zeichen der Freundschaft gereicht, und es ist Brauch, den Tee in kleinen Schlucken zu trinken, während gleichzeitig die Qualität und der Geschmack des Tees gelobt werden. Ein besonderes Element dieses Teerituals ist das Nachschenken frischen Tees durch den Gastgeber, sobald die Schale des Gastes etwa zur Hälfte geleert ist. Das vollständige Leertrinken der Teeschale erfolgt erst zum Abschied, was den abschließenden Akt der gemeinsamen Zeit markiert.

Ein interessantes Detail zeigt sich gelegentlich, wenn Tibeter vor dem eigentlichen Trinken eine Fingerspitze mit Tee benetzen und durch Schnipsen des Fingers die Flüssigkeit versprühen. Dieses scheinbare "Opfer" ist tatsächlich an die "Hungrigen Geister" gerichtet, die in der tibetischen Glaubensvorstellung eine Rolle in den Stufen der Wiedergeburten spielen.

In den Klöstern, in denen der Buddhismus eine zentrale Rolle spielt, praktizieren die Mönche eigene Teerituale. Jeden Morgen, nach der Andacht, versammeln sie sich, um gemeinsam Buttertee zu trinken und Tsampa zu essen, einen Brei aus Buttertee und gerösteter Gerste. Mittags und abends gibt es erneute Zusammenkünfte der Mönche, begleitet von Gebeten, Rezitationen heiliger Schriften und natürlich Teezeremonien. Diese rituellen Teetrinkgewohnheiten spiegeln nicht nur die tägliche Routine der Mönche wider, sondern sind auch Ausdruck ihrer spirituellen Verbindung und Hingabe.

Siehe auch