Japanische Teezeremonie: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Folgenden wird der Ablauf einer formalen Teezeremonie umschrieben. Für eine Teezeremonie gibt es zwar feststehende Regeln, doch kann der Ablauf je nach den verschiedenen Schulen variieren. Eine gewisse Grundform ist jedoch allen gemein.
 
Im Folgenden wird der Ablauf einer formalen Teezeremonie umschrieben. Für eine Teezeremonie gibt es zwar feststehende Regeln, doch kann der Ablauf je nach den verschiedenen Schulen variieren. Eine gewisse Grundform ist jedoch allen gemein.
  
Auf Einladung des Gastgebers finden sich die Gäste im Garten des [[Teehaus]]es ein. Dort nehmen sie im Warteraum (''Machiai''), welcher oft ein offener Pavillon ist, Platz und werden vom Gastgeber mit einem leichten Tee begrüsst. Während sich die Gäste im ''Machiai'' platzieren und die vom Teemeister sorgfältig ausgesuchten Teeschalen, Geräte und Kunstgegenstände betrachten, füllt der Hausherr frisches Wasser in ein steinernes Wasserbassin und legt eine Schöpfkelle bereit. Sodann wäscht er sich Mund und Hände und bittet anschliessend seine Gäste, es ihm gleich zu tun. Im Anschluss betreten sie nacheinander das Teehaus. Die zum ''Chanoyu'' Geladenen wandeln auf einem Gartenpfad  ''Roji'' – er symbolisiert die erste Stufe der Erleuchtung (Abstreifen des Alltags) – und bereiten sich so auf die nun folgende Teezeremonie vor. In den Teeraum ''Chashitsu'' gelangt man ausschliesslich durch den knapp einen Meter hohen Eingang , ''Nijiriguchi''. Dadurch betreten die Gäste den Raum voller Demut und mit Respekt. Alle gesellschaftlichen Unterschiede werden an der Schwelle abgelegt. In mehreren Gängen werden nun leichte Speisen (''Kaiseki''), Suppen und Reiswein (''Sake'') gereicht. Nach dem ''Kaiseki'' gehen die Gäste in den Warteraum zurück, bis sie nach fünfmaligem Ertönen eines Gongs in den für die Teezeremonie vorgesehenen Teeraum gebeten werden. Sobald alle eingetreten sind, schliesst der letzte Gast die Tür mit einem leichten Geräusch, dies ist das Zeichen für den Teemeister bzw. den Gastgeber, mit seinen Vorbereitungen zu beginnen. Er trägt nun die noch fehlenden Teeutensilien in den Teeraum. Sie werden so angeordnet, dass sie zugleich pragmatische als auch harmonische Bewegungsabläufe während der Teezubereitung ermöglichen. Die wichtigsten Utensilien ''Dōgu'' bei der Teezeremonie sind: die Teeschale ({{lang|ja|茶碗}}, ''Chawan''), die Teedose/Behälter für Pulvertee ''Cha-ire'', für den starken Tee ''Koi-cha'' oder ''Natsume'' für den leichten Tee ''Usu-cha''), das Frischwassergefäss ''Mizusashi'', der eiserne Wasserkessel ''Kama'', der Teebambuslöffel ''Chashaku'' und der Teebesen ''Chasen''. Das seidene Teetuch ''Fukusa'' trägt der Gastgeber an seinem Obi.
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Auf Einladung des Gastgebers finden sich die Gäste im Garten des [[Teehaus]]es ein. Dort nehmen sie im Warteraum (''Machiai''), welcher oft ein offener Pavillon ist, Platz und werden vom Gastgeber mit einem leichten Tee begrüsst. Während sich die Gäste im ''Machiai'' platzieren und die vom Teemeister sorgfältig ausgesuchten Teeschalen, Geräte und Kunstgegenstände betrachten, füllt der Hausherr frisches Wasser in ein steinernes Wasserbassin und legt eine Schöpfkelle bereit. Sodann wäscht er sich Mund und Hände und bittet anschliessend seine Gäste, es ihm gleich zu tun. Im Anschluss betreten sie nacheinander das Teehaus. Die zum ''Chanoyu'' Geladenen wandeln auf einem Gartenpfad  ''Roji'' – er symbolisiert die erste Stufe der Erleuchtung (Abstreifen des Alltags) – und bereiten sich so auf die nun folgende Teezeremonie vor. In den Teeraum ''Chashitsu'' gelangt man ausschliesslich durch den knapp einen Meter hohen Eingang , ''Nijiriguchi''. Dadurch betreten die Gäste den Raum voller Demut und mit Respekt. Alle gesellschaftlichen Unterschiede werden an der Schwelle abgelegt. In mehreren Gängen werden nun leichte Speisen (''Kaiseki''), Suppen und Reiswein (''Sake'') gereicht. Nach dem ''Kaiseki'' gehen die Gäste in den Warteraum zurück, bis sie nach fünfmaligem Ertönen eines Gongs in den für die Teezeremonie vorgesehenen Teeraum gebeten werden. Sobald alle eingetreten sind, schliesst der letzte Gast die Tür mit einem leichten Geräusch, dies ist das Zeichen für den Teemeister bzw. den Gastgeber, mit seinen Vorbereitungen zu beginnen. Er trägt nun die noch fehlenden Teeutensilien in den Teeraum. Sie werden so angeordnet, dass sie zugleich pragmatische als auch harmonische Bewegungsabläufe während der Teezubereitung ermöglichen. Die wichtigsten Utensilien ''Dōgu'' bei der Teezeremonie sind: die Teeschale (茶碗, ''Chawan''), die Teedose/Behälter für Pulvertee ''Cha-ire'', für den starken Tee ''Koi-cha'' oder ''Natsume'' für den leichten Tee ''Usu-cha''), das Frischwassergefäss ''Mizusashi'', der eiserne Wasserkessel ''Kama'', der Teebambuslöffel ''Chashaku'' und der Teebesen ''Chasen''. Das seidene Teetuch ''Fukusa'' trägt der Gastgeber an seinem Obi.
  
 
Der Gastgeber kniet sich vor dem beweglichen Kohlebecken ''Fūro'' nieder, entnimmt dem Gebrauchtwassergefäss ''Kensui'' den Schöpflöffel ''Hishaku'' sowie den Untersetzer ''Futaoki'' und platziert beide links vor dem Fūro. Er sammelt und konzentriert sich, verbeugt sich vor seinen Gästen und beginnt nun mit der Teezeremonie.
 
Der Gastgeber kniet sich vor dem beweglichen Kohlebecken ''Fūro'' nieder, entnimmt dem Gebrauchtwassergefäss ''Kensui'' den Schöpflöffel ''Hishaku'' sowie den Untersetzer ''Futaoki'' und platziert beide links vor dem Fūro. Er sammelt und konzentriert sich, verbeugt sich vor seinen Gästen und beginnt nun mit der Teezeremonie.

Version vom 4. März 2013, 13:17 Uhr

Die japanische Teezeremonie auch bekannt als Teeritual basiert auf der Philosophie des Zen. Es ist eine in ihrem Ablauf bestimmten Regeln folgende Zusammenkunft, bei der die Gäste von einem Gastgeber Tee und leichte Speisen gereicht bekommen. Die Zusammenkunft findet in einem bewusst schlicht eingerichtetem Teehaus statt um dem Gast die Möglichkeit zur inneren Einkehr zu bieten

Ablauf

Teezeremonie

Im Folgenden wird der Ablauf einer formalen Teezeremonie umschrieben. Für eine Teezeremonie gibt es zwar feststehende Regeln, doch kann der Ablauf je nach den verschiedenen Schulen variieren. Eine gewisse Grundform ist jedoch allen gemein.

Auf Einladung des Gastgebers finden sich die Gäste im Garten des Teehauses ein. Dort nehmen sie im Warteraum (Machiai), welcher oft ein offener Pavillon ist, Platz und werden vom Gastgeber mit einem leichten Tee begrüsst. Während sich die Gäste im Machiai platzieren und die vom Teemeister sorgfältig ausgesuchten Teeschalen, Geräte und Kunstgegenstände betrachten, füllt der Hausherr frisches Wasser in ein steinernes Wasserbassin und legt eine Schöpfkelle bereit. Sodann wäscht er sich Mund und Hände und bittet anschliessend seine Gäste, es ihm gleich zu tun. Im Anschluss betreten sie nacheinander das Teehaus. Die zum Chanoyu Geladenen wandeln auf einem Gartenpfad Roji – er symbolisiert die erste Stufe der Erleuchtung (Abstreifen des Alltags) – und bereiten sich so auf die nun folgende Teezeremonie vor. In den Teeraum Chashitsu gelangt man ausschliesslich durch den knapp einen Meter hohen Eingang , Nijiriguchi. Dadurch betreten die Gäste den Raum voller Demut und mit Respekt. Alle gesellschaftlichen Unterschiede werden an der Schwelle abgelegt. In mehreren Gängen werden nun leichte Speisen (Kaiseki), Suppen und Reiswein (Sake) gereicht. Nach dem Kaiseki gehen die Gäste in den Warteraum zurück, bis sie nach fünfmaligem Ertönen eines Gongs in den für die Teezeremonie vorgesehenen Teeraum gebeten werden. Sobald alle eingetreten sind, schliesst der letzte Gast die Tür mit einem leichten Geräusch, dies ist das Zeichen für den Teemeister bzw. den Gastgeber, mit seinen Vorbereitungen zu beginnen. Er trägt nun die noch fehlenden Teeutensilien in den Teeraum. Sie werden so angeordnet, dass sie zugleich pragmatische als auch harmonische Bewegungsabläufe während der Teezubereitung ermöglichen. Die wichtigsten Utensilien Dōgu bei der Teezeremonie sind: die Teeschale (茶碗, Chawan), die Teedose/Behälter für Pulvertee Cha-ire, für den starken Tee Koi-cha oder Natsume für den leichten Tee Usu-cha), das Frischwassergefäss Mizusashi, der eiserne Wasserkessel Kama, der Teebambuslöffel Chashaku und der Teebesen Chasen. Das seidene Teetuch Fukusa trägt der Gastgeber an seinem Obi.

Der Gastgeber kniet sich vor dem beweglichen Kohlebecken Fūro nieder, entnimmt dem Gebrauchtwassergefäss Kensui den Schöpflöffel Hishaku sowie den Untersetzer Futaoki und platziert beide links vor dem Fūro. Er sammelt und konzentriert sich, verbeugt sich vor seinen Gästen und beginnt nun mit der Teezeremonie.

Als erstes rückt er das Gebrauchtwassergefäss (Kensui) bis zur Höhe seiner Knie vor. Dann nimmt er die Teeschalen und setzt sie ca. 20 cm vor seine Knie. Nun nimmt er die Natsume und setzt sie zwischen Teeschale und Knie. Jetzt holt er das seidene lila Teetuch aus seinem Obi und faltet es, reinigt die Natsume und setzt sie links vor das Frischwassergefäss. Nun faltet er noch einmal das Fukusa, nimmt den Teebambuslöffel aus der Teeschale, reinigt ihn und legt ihn auf der Natsume ab. Dann nimmt er den Teebesen aus der Teeschale und stellt ihn rechts neben die Natsume.

Als nächstes rückt er die Teeschale vor, dann nimmt er mit der rechten Hand den Schöpflöffel (Hishaku), greift ihn mit der linken Hand, um nun mit der rechten Hand den Deckel des Kessels abzuheben, abtropfen zu lassen und auf den Untersetzer (Futaoki) abzusetzen. Dann nimmt er das weisse Leinentuch (茶きん, Chakin) aus der Teeschale und setzt es auf den Deckel des Kessels. Nun entnimmt er mit dem Schöpflöffel heisses Wasser aus dem Kessel und giesst es in die Teeschale, als nächstes wird der Teebesen in dem heissen Wasser geschmeidig gemacht und geprüft. Durch Schwenken der Teeschale wird diese erwärmt, das Wasser wird dann in das Gebrauchtwassergefäss gegossen. Nun wird die Teeschale mit dem weissen Leinentuch gereinigt. Mit einem „Dōzō okashi o“ wird der Gast aufgefordert Süssigkeiten zu nehmen.

Der Gastgeber nimmt nun den Cha-ire (oder Natsume für dünnen Tee) und den Teebambuslöffel, öffnet den Teebehälter und legt den Deckel vor seinem rechten Knie ab, entnimmt mit Hilfe des Teebambuslöffels pulverisierten Tee (Matcha), gibt ihn in die Teeschale und giesst heisses Wasser, welches in dem Kama über Holzkohle zum Sieden gebracht wurde, hinzu. Nach dem Aufguss schlägt er mit einem Bambusbesen den dickflüssigen Tee schaumig. Der Gastgeber reicht dem Hauptgast die Teeschale, die dieser mit einer Verbeugung annimmt. Mit einer Geste entschuldigt sich der Hauptgast bei seinem Sitznachbarn dafür, dass er zuerst die Schale angenommen hat. Er dreht dreimal die Schale in seiner Hand, wobei er die Schale leicht betastet und bewundert, nimmt schlürfend drei kleine Schlucke, streicht den Rand der Schale mit einer eigenen Serviette sauber und reicht die Teeschale weiter. Reihum wird nun so der Tee den Anwesenden gereicht. Während dieses Rituals herrscht meistens Schweigen, das anschliessend gebrochen wird, um sich über die verwendete Teesorte und deren typischerweise poetischen Namen zu erkundigen, sowie die Dōgu zu bestaunen. Falls Koicha (starker Tee) gereicht wurde, wird oft im Anschluss auch Usucha (dünner Tee) bereitet. In manchen Zeremonien wird auch nur Usucha gereicht. Nach der kleinen Konversation, bei der gewöhnlich keine Themen von ausserhalb des Teezimmers angesprochen werden, klingt die Teezeremonie aus.

Teehaus

Das typische Teehaus ist von einem kleinen japanischen Garten, oft mit einem Wasserbecken, umgeben. Im Garten gibt es einen Wartebereich für die Gäste und einen Roji, ein „taubedeckter Pfad“, der - nie in gerader Linie - zum Teehaus führt.

Ein Teehaus wird meist in Holz und Bambus ausgeführt. Der einzige Eingang ist eine kleine, rechteckige Schiebetür, die symbolisch den kleinen, einfachen, ruhigen Innenraum von der Welt ausserhalb trennt. Sie ist so niedrig, dass sie nur im Knien passiert werden kann - dies soll einen Geist der Bescheidenheit fördern.

Teehäuser bestehen gewöhnlich aus zwei Räumen, einer der zur Vorbereitung des Tees dient, der andere für die Teezeremonie selbst. Der Hauptraum ist oft sehr klein, oft 4 1/2 Tatami gross, die Decke ist niedrig. Es gibt keine Möbel oder Einrichtung. Vorhanden ist meist eine Grube für ein Holzkohlenfeuer in der Raummitte, um das Teewasser zu erwärmen. Der Boden ist mit Tatamimatten bedeckt. Gäste und der Gastgeber sitzen daher im Seiza auf dem Boden. Die Dekoration ist minimal: Meist nur eine Tokonoma (eine Nische, in der eine Schriftrolle, eine Pinselzeichnung oder ein einfaches, kleines Ikebana, cha-bana ausgestellt ist. Alle Materialien sind absichtlich einfach und "bäuerlich".

Türen und Fenster werden im traditionellen Stil gehalten, bestehen aus dünnen Holzstreifen (oft Zeder), die mit durchscheinendem Japanpapier beklebt sind Shōji. Dies streut das Licht gleichmässig im Raum, ermöglicht aber keinen Blick nach aussen. Der Boden liegt erhöht, um ihn trocken zu halten.

Fenster des Joan-Teehauses im Urakuen-Teegarten in Inuyama

Teehäuser sind speziell für die Teezeremonie gebaut und jedes Detail wird mit grösster Sorgfalt gestaltet. Das Haus selbst kann als eines der „Geräte“ für die Teezeremonie gelten. Die schlichte, nüchterne Architektur der Teehäuser hatte auch grossen Einfluss auf die japanische Architektur.

Teehäuser kamen zuerst in der Sengoku-Zeit auf. Teehäuser wurden meist von Mönchen, Daimyō, Samurai und Händlern gebaut, die die Teezeremonie praktizierten. Sie suchten Einfachheit und Ruhe, was mit den Werten des Zen übereinstimmte.

Geschichte

Die Chinesen entdeckten bereits um 2780 v. Chr. beim Erforschen verschiedener Kräuter, Wurzeln und Pflanzen, dass aufgebrühte Teeblätter belebende und Müdigkeit vermindernde Eigenschaften haben.

Unter Prinz Shōtoku (572–622 n.Chr.) durchlief Japan eine Phase, in der viele neue kulturelle Werte, meist durch Vermittlung über das koreanische Königreich Baekje, von China übernommen wurden. Später reisten Japaner direkt nach China um dort den Buddhismus zu studieren, bei ihrer Rückkehr brachten sie unter anderem auch den Tee mit nach Japan. So wurde in der Nara-Zeit (709–784) der aus China importierte Tee erstmals von buddhistischen Mönchen getrunken, die das neue Getränk zunächst als Medizin verwendeten. Im Jahr 729 lud Kaiser Shōmu (724–748) hundert Priester ein, um die buddhistische Schrift Hannyakyo zu lesen. Am nächsten Tag bewirtete er sie mit Tee.

Das Teetrinken wurde nur langsam populär, erst in der Heian-Zeit (784–1185) gingen die japanischen Laien zum Teetrinken über. Auf den Gründer der Tendai-shū-Schule Saichō geht die erste Teezeremonie zurück, der um 805, nahe Kyōto, aus China mitgebrachten Tee anbaute. Vom 10.–12. Jahrhundert geriet die Praxis aber fast vollständig in Vergessenheit.

Eingeführt soll das Teezeremoniell durch den buddhistischen Staatspriester Musō Kokushi worden sein. Ihm wurde ein aus China stammender Daisu, ein regalähnliches Gestell für den Aufbau der Teekult-Gerätschaften, übergeben. Er benutzte den Daisu bei der Zubereitung des Tees und begann damit Regeln festzulegen.

Als Vater der Teezeremonie betrachten die Japaner den buddhistischen Abt Shogu, dessen Herr, der Shōgun Yoshimasa, alle seine Regierungsämter niederlegte, um sich ausschliesslich einem künstlerischen Leben zu widmen; er baute den Silberpavillon in Kyōto, wo er zusammen mit dem Abt das verfeinerte Ritual des Teetrinkens erfand. Damals schon wurde die Grösse des Teezimmers genormt. Seit jener Zeit ist es immer vier und eine halbe Matte, ungefähr 3 mal 3 Meter, gross gewesen. Shogu und sein Herr waren auch die ersten, die auf Kunst und Stoffechtheit bei der Auswahl aller für den Teekult notwendigen Gegenstände Wert legten.

Die erste japanische Abhandlung über den Tee verdanken wir der Tatsache, dass ihr Verfasser, der buddhistische Abt Eisai, seinem Herrn, dem jugendlichen und anscheinend recht ausschweifenden Shōgun von Japan, Minamoto-no-Sanetomo (1203-1268), den reichlichen Weingenuss abgewöhnen wollte. Eisai beschreibt nicht nur die heilsamen Einflüsse des Tees auf die Gesundheit, sondern gibt zugleich genaue Vorschriften über die Zubereitung und die Art, wie man den Tee trinken müsse. Und zwar erhebt er das Teetrinken zu einer religiösen Handlung mit Gongschlagen und Weihrauchbrennen. Bis zum heutigen Tag hat die Teezeremonie etwas von diesem religiösen Ursprung bewahrt. Eisai verwendete Tee, den er in der Nähe von Fukuoka in Kyūshū anbaute. Auf diese Teepflanzen, die er aus China mitbrachte, gehen auch die heute noch existierenden Anpflanzungen von Uji zurück.

Bis 1400 hatte sich das Teetrinken schliesslich von der Oberschicht über die Samurai-Kaste bis hin zu den Bürgern verbreitet. Es folgten Phasen, in denen sich sowohl besonders prunkvolle Formen der Teezeremonie wie auch Gegenbewegungen, die eine besonders schlichte Form der Teezusammenkunft, sōancha, „Grashüttentee“; bzw. wabicha, „Tee des stillen Geschmacks“ propagierten, herausbildeten. Es ist nur eine Spielerei mit Worten, wenn man darüber streitet, ob die Teezeremonie ein künstlerischer Kult oder eine kultische Kunst ist. Sie gehört zu den japanischen Künsten im weiteren Sinne, zu jenen Künsten, die es nur in Japan gibt.

Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi, die grössten Feldherren Japans, waren begeisterte Anhänger und Förderer des Teetrinkens und zwar in einem solchen Masse, dass man aus den Überlieferungen jener Zeit den Eindruck gewinnt, es handle sich um ästhetisierende Kunstgönner, nicht aber um die ruhmreichen Einiger Japans und schwertgewohnten Eroberer, die bereits vor der Armada die grösste Flotte der Welt aufgestellt haben. Hideyoshi hat vermutlich die grösste Teegesellschaft gegeben, die je auf Erden stattgefunden hat. Im Herbst 1587 lud er alle Teeliebhaber in Japan ohne Unterschied des Standes nach Kioto ein und forderte sie auf, ihre Teegeräte mitzubringen: Schalen, Feuerzangen, Weihrauchbehälter, Kessel und anderes mehr. Jeder der vielen Tausenden von Geladenen schlug ein kleines Zeltchen auf, und Hideyoshi soll seinem Versprechen gemäss jedes Zelt aufgesucht, den Tee gekostet und die Gegenstände begutachtet haben. Die Teegesellschaft dauerte neun Tage.

Kriegsherren und Fürsten schenkten damals ihren tapfersten und erfolgreichsten Vasallen als höchste Anerkennung Teetöpfe und -tassen. Manch einer soll sich über eine besonders kunstvolle Tasse mehr gefreut haben, als über wirtschaftliche Vergünstigungen oder Standeserhöhungen. In vielen aristokratischen Familien werden bis auf den heutigen Tag Teeschalen verwendet, die von Nobunaga, Hideyoshi oder Tokugawa Ieyasu einem Vorfahren der Familie geschenkt wurden. Bereits ab 1572 ist bezeugt, dass Chajin koreanische Teeschalen bevorzugten. Hideyoshis Imjin-Krieg (1592-8) wird auch als „Keramik-Krieg“ bezeichnet, da kaum ein Territorium, jedoch sehr viel Keramik den Besitzer wechselte.

1564 hielt der Teemeister Sen no Rikyū diese Regeln in ihrer klassischen Form fest. Er schrieb sie an die Wand der Wartehalle des ersten Teehauses in Kyōto)|Higashiyama-ku. Man sagt oft, alle Teemeister nach Sen no Rikyū stehen unter seinem Einfluss. Hideyoshi war mit Rikyu eng befreundet. Der Feldherr brachte dem Meister eine Achtung und Verehrung entgegen wie kaum einem anderen Menschen. Aber es war ein gefährliches Zeitalter, in dem man selbst seinen Verwandten und Freunden nicht zu trauen pflegte. Es gelang den Feinden des Teemeisters, Hideyoshi einzureden, dass sein Freund Rikyu an einer Verschwörung gegen ihn beteiligt sei und ihn vergiften wolle. Hideyoshi schöpfte Verdacht und verurteilte ihn zum Tode. Als einzige Gunst erwies er Rikyu die Ehre, durch die eigene Hand sterben zu dürfen.

Rikyūs Enkel Sōtan (1578-1658), begründete die wabi-Teetradition, die auf der Theorie fusst, dass Tee und Zen eins seien. Er verwendete auch die Namen Gempaku und Totsutotsusai. Insgesamt teilte sich die Familie in drei 'Stämme': Fushin'an, Konninchian, und Kankyuan (benannt nach dem jeweiligen, 4½ chō grossen, Tee-Raum).

Yugensai Itto (1719-1771), der Familienvorstand der 8. Generation verfasste Shichijishiki Cha-no-yu Übungsanweisungen. Die männliche Linie wäre mit der 10. Generation ausgestorben, besteht jedoch dank Adoption fort.

Während der Meiji-Zeit verlor die Sekishu-Schule, die die Meinung vertrat, in der Teezeremonie müsse sich die soziale Struktur Japans widerspiegeln, schliesslich an Einfluss, weil sie zu sehr mit dem alten Feudalsystem in Zusammenhang gebracht wurde und kaum Unterstützung aus der Bevölkerung erfuhr. Die von jeher egalitären, das wabicha vertretenden Senke-Schulen gewannen hingegen an Einfluss, die drei Senke-Schulen zählen heute zu den grössten in Japan. Nachdem die Sens Familie in der Meiji-Restoration ihre Pfründe verloren hatte, gelang es Ennosai Tetchu (1872-1924) den Cha-dō wieder zu stärken, u.a. durch Bücher und die Zeitschrift Konnichian Monthly News und die Aufnahme des Cha-dō in den Lehrplan an Berufsschulen für Mädchen. Heute besteht ein Verein namens Tankokai, der sich der Förderung des Cha-dō verschrieben hat.

Legenden des Tees

Tee ist ein segenspendender Baum des Südens“, so beginnt der oft zitierte Satz aus Lu Yus Werk Chajing (The Classic of Tea). Dies lässt vermuten, dass der Tee nicht aus China, sondern aus Indien, der Heimat Buddhas, stammt. Einige Quellen geben an, dass die Chinesen bereits um 2780 v. Chr. beim Erforschen verschiedener Kräuter, Wurzeln und Pflanzen, die anregende Wirkung der überbrühten Teeblätter entdeckten.

Es ranken sich viele Legenden um das Thema Tee und dessen Entdeckung. Eine der Legenden erzählt die Geschichte des chinesischen Kaisers Shennong, der im Jahre 2737 v. Chr. in seinem Garten wandelte, eine mit heissem Wasser gefüllte Trinkschale in den Händen haltend. Ein Windhauch wehte drei Blätter von einem wild gewachsenen Teestrauch in diese Schale. Ein angenehmer Duft stieg in des Kaisers Nase und er kostete. Der Ausspruch des Kaisers „Tee weckt den guten Geist und weise Gedanken. Er erfrischt das Gemüt. Du bist niedergeschlagen, so wird Dich Tee ermuntern.“ zeigt die von ihm gewonnene Erkenntnis über die belebenden Effekte des Teegetränkes.

Eine weitere Erzählung handelt vom ersten Patriarchen des Chan (jap. Zen), Bodhidharma, Daruma), der sitzend viele Jahre vor einer Felswand seine strengen Meditationsübungen betrieb. Eines Nachts fielen ihm vor Müdigkeit bei seiner religiösen Übung die Augen zu. Darüber erbost, riss er sich die Augenlider ab und warf sie weg. Über Nacht schlugen die Lider Wurzeln und zwei immergrüne Teesträucher sprossen empor. Bodhidharma kostete davon und fühlte sich sofort wacher und gestärkt um seiner Müdigkeit bei den nächtlichen Übungen entgegenzuwirken. In Japan besitzt das Schriftzeichen 茶 sowohl die Bedeutung Tee als auch Augenlid. Nach Japan gebracht wurde der Tee durch buddhistische Studentenmönche während der frühen Heian-Zeit.

In kaum einer anderen Kultur hat die Mystik des Tees einen derart nachhaltigen Einfluss hinterlassen wie in der japanischen. Sei es, dass sie ihren Niederschlag in speziellen Schriftzeichen fand oder in der Teezeremonie, die nach wie vor seit Jahrhunderten unverändert praktiziert wird.

Siehe auch