Japanische Teezeremonie: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:TeaHouseWindowInuYama.jpg|thumb|250px| Fenster des Joan-Teehauses im Urakuen-Teegarten in Inuyama]]
 
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Das typische Teehaus ist von einem kleinen japanischen Garten, oft mit einem Wasserbecken, umgeben. Im Garten gibt es einen Wartebereich für die Gäste und einen Roji, ein „taubedeckter Pfad“, der - nie in gerader Linie - zum Teehaus führt.
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Das typische Teehaus ist von einem kleinen japanischen Garten, oft mit einem Wasserbecken, umgeben. Im Garten gibt es einen Wartebereich für die Gäste und einen sich schlängelden Pfad, ''Roji'' genannt, der zum Teehaus führt.
  
 
Ein Teehaus wird meist in Holz und Bambus ausgeführt. Der einzige Eingang ist eine kleine, rechteckige Schiebetür, die symbolisch den kleinen, einfachen, ruhigen Innenraum von der Welt ausserhalb trennt. Sie ist so niedrig, dass sie nur im Knien passiert werden kann - dies soll einen Geist der Bescheidenheit fördern.
 
Ein Teehaus wird meist in Holz und Bambus ausgeführt. Der einzige Eingang ist eine kleine, rechteckige Schiebetür, die symbolisch den kleinen, einfachen, ruhigen Innenraum von der Welt ausserhalb trennt. Sie ist so niedrig, dass sie nur im Knien passiert werden kann - dies soll einen Geist der Bescheidenheit fördern.

Version vom 13. März 2013, 08:31 Uhr

Japanische Teeschale (Chawan)

Die japanische Teezeremonie welche auch als Teeritual bekannt ist basiert auf der Philosophie des Zen. Die Zeremonie folgt im Ablauf genauen Regeln. Es werden neben Tee manchmal auch leichte Speisen serviert. Die Teezeremonie findet in einem eigens dafür eingerichtetem Teehaus statt. Dieses ist bewusst schlicht eingerichtet um den Gast so wenig wie möglich abzulenken und dadurch die Möglichkeit zur inneren Einkehr zu bieten.

Ablauf

Teezeremonie wird durchgeführt

Für eine Teezeremonie gibt es zwar feststehende Regeln, diese weichen jedoch von den verschiedenen Schulen leicht ab. Im Ganzen sind die Abläufe aber sehr ähnlich. Im Folgenden wird der generelle Ablauf einer Teezeremonie umschrieben.

Auf Einladung des Gastgebers begeben sich die Gäste in den Garten des Teehauses. Dort wird im Warteraum, welcher Machiai genannt wird, Platz und werden vom Gastgeber mit einem leichten Tee begrüsst. Der Machiai ist oft ein schlichter, offener Pavillion. Während die Gäste im Machiai Platz nehmen füllt der Hausherr frisches Wasser in ein steinernen Wasserbottich und legt eine Schöpfkelle bereit. Währen der Teemeister die Zeremonie vorbereitet ist es üblich die bereitgestellten Teeschalen, Utensilien und Kunstgegenstände zu betrachten. Als nächstes wäscht sich der Hausherr Mund und Hände und bittet seine Gäste anschliessend es ihm gleich zu tun. Dannach wird nacheinander das Teehaus betreten. Die Teilnehmer folgen dazu dem Roji genannten Gartenweg. Er symbolisiert die erste Stufe zur Erleuchtung (Entledigen des Alltags). In den Chashitsu genannten Teeraum gelangt man durch den Nijiriguchi genannten, knapp einen Meter hohen, Eingang. Durch den niederen Eingang betreten die Teilnehmer den Raum voller Demut und Respekt. In mehreren Gängen werden Suppen, leichte Speisen (Kaiseki) und Reiswein (Sake) gereicht. Nach dem Kaiseki begeben sich die Gäste in den Warteraum zurück, bis sie nach fünfmaligem Ertönen eines Gongs wieder in den Teeraum gebeten werden. Der letzte Gast schliesst die Tür mit einem leichten Geräusch und signalisiert damit dem Teemeister mit der Teezeremonie zu beginnen. Die fehlenden Teeutensilien werden in den Teeraum gebracht und so angeordnet, dass sie sowohl harmonische als auch pragmatische Abläufe während der Zubereitung des Tees ermöglichen. Die wichtigsten Utensilien bei der Teezeremonie, welche Dōgu genannt werden, sind: die Teeschale (茶碗, Chawan), die Teedose Cha-ire, für den starken Tee Koi-cha oder Natsume für den leichten Tee Usu-cha), das Frischwassergefäss Mizusashi, der eiserne Wasserkessel Kama, der Teebambuslöffel Chashaku und der Teebesen Chasen. Das seidene Teetuch Fukusa trägt der Teemeister an seinem Obi.

Der Gastgeber kniet sich vor dem beweglichen Kohlebecken Fūro nieder, entnimmt dem Gebrauchtwassergefäss Kensui den Schöpflöffel Hishaku sowie den Untersetzer Futaoki und platziert beide links vor dem Fūro. Er sammelt und konzentriert sich, verbeugt sich vor seinen Gästen und beginnt nun mit der Teezeremonie.

Als erstes nimmt er das Gebrauchtwassergefäss (Kensui) und dann die Teeschalen und setzt sie vor seine Knie. Nun nimmt er die Natsume und setzt sie zwischen Teeschale und Knie. Jetzt holt er das seidene lila Teetuch aus seinem Obi und faltet es, reinigt die Natsume und setzt sie links vor das Frischwassergefäss. Nun faltet er noch einmal das Fukusa, nimmt den Teebambuslöffel aus der Teeschale, reinigt ihn und legt ihn auf der Natsume ab. Dann nimmt er den Teebesen aus der Teeschale und stellt ihn rechts neben die Natsume.

Als nächstes rückt er die Teeschale vor, dann nimmt er mit der rechten Hand den Schöpflöffel (Hishaku), greift ihn mit der linken Hand, um nun mit der rechten Hand den Deckel des Kessels abzuheben, abtropfen zu lassen und auf den Untersetzer (Futaoki) abzusetzen. Dann nimmt er das weisse Leinentuch (茶きん, Chakin) aus der Teeschale und setzt es auf den Deckel des Kessels. Nun entnimmt er mit dem Schöpflöffel heisses Wasser aus dem Kessel und giesst es in die Teeschale, als nächstes wird der Teebesen in dem heissen Wasser geschmeidig gemacht und geprüft. Durch Schwenken der Teeschale wird diese erwärmt, das Wasser wird dann in das Gebrauchtwassergefäss gegossen. Nun wird die Teeschale mit dem weissen Leinentuch gereinigt. Mit einem „Dōzō okashi o“ wird der Gast aufgefordert Süssigkeiten zu nehmen.

Der Gastgeber nimmt nun den Cha-ire (oder Natsume für dünnen Tee) und den Teebambuslöffel, öffnet den Teebehälter und legt den Deckel vor seinem rechten Knie ab, entnimmt mit Hilfe des Teebambuslöffels pulverisierten Tee (Matcha), gibt ihn in die Teeschale und giesst heisses Wasser hinzu. Nach dem Aufguss schlägt er mit einem Bambusbesen (Chasen) den Tee schaumig. Der Gastgeber reicht dem Hauptgast die Teeschale, die dieser mit einer Verbeugung annimmt. Mit einer Geste entschuldigt sich der Hauptgast bei seinem Sitznachbarn dafür, dass er zuerst die Schale angenommen hat. Er dreht dreimal die Schale in seiner Hand, wobei er die Schale leicht betastet und bewundert, nimmt schlürfend drei kleine Schlucke, streicht den Rand der Schale mit einer eigenen Serviette sauber und reicht die Teeschale weiter. Reihum wird nun so der Tee den Anwesenden gereicht. Während dieses Rituals herrscht meistens Schweigen, das anschliessend gebrochen wird, um sich über die verwendete Teesorte und deren Namen zu erkundigen, sowie die Dōgu zu bestaunen. Falls Koicha (starker Tee) gereicht wurde, wird oft im Anschluss auch Usucha (dünner Tee) bereitet. In manchen Zeremonien wird auch nur Usucha gereicht. Nach der kleinen Konversation klingt die Teezeremonie aus.

Teehaus

Fenster des Joan-Teehauses im Urakuen-Teegarten in Inuyama

Das typische Teehaus ist von einem kleinen japanischen Garten, oft mit einem Wasserbecken, umgeben. Im Garten gibt es einen Wartebereich für die Gäste und einen sich schlängelden Pfad, Roji genannt, der zum Teehaus führt.

Ein Teehaus wird meist in Holz und Bambus ausgeführt. Der einzige Eingang ist eine kleine, rechteckige Schiebetür, die symbolisch den kleinen, einfachen, ruhigen Innenraum von der Welt ausserhalb trennt. Sie ist so niedrig, dass sie nur im Knien passiert werden kann - dies soll einen Geist der Bescheidenheit fördern.

Teehäuser bestehen gewöhnlich aus zwei Räumen, einer der zur Vorbereitung des Tees dient, der andere für die Teezeremonie selbst. Der Hauptraum ist oft sehr klein, oft 4 1/2 Tatami gross, die Decke ist niedrig. Es gibt keine Möbel oder Einrichtung. Vorhanden ist meist eine Grube für ein Holzkohlenfeuer in der Raummitte, um das Teewasser zu erwärmen. Der Boden ist mit Tatamimatten bedeckt. Gäste und der Gastgeber sitzen daher im Seiza auf dem Boden. Die Dekoration ist minimal: Meist nur eine Tokonoma (eine Nische, in der eine Schriftrolle, eine Pinselzeichnung oder ein einfaches, kleines Ikebana, cha-bana ausgestellt ist. Alle Materialien sind absichtlich einfach und "bäuerlich".

Türen und Fenster werden im traditionellen Stil gehalten, bestehen aus dünnen Holzstreifen (oft Zeder), die mit durchscheinendem Japanpapier beklebt sind Shōji. Dies streut das Licht gleichmässig im Raum, ermöglicht aber keinen Blick nach aussen. Der Boden liegt erhöht, um ihn trocken zu halten.

Teehäuser sind speziell für die Teezeremonie gebaut und jedes Detail wird mit grösster Sorgfalt gestaltet. Das Haus selbst kann als eines der „Geräte“ für die Teezeremonie gelten. Die schlichte, nüchterne Architektur der Teehäuser hatte auch grossen Einfluss auf die japanische Architektur.

Teehäuser kamen zuerst in der Sengoku-Zeit auf. Teehäuser wurden meist von Mönchen, Daimyō, Samurai und Händlern gebaut, die die Teezeremonie praktizierten. Sie suchten Einfachheit und Ruhe, was mit den Werten des Zen übereinstimmte.

Legenden des Tees

Tee ist ein segenspendender Baum des Südens“, so beginnt der oft zitierte Satz aus Lu Yus Werk Chajing (The Classic of Tea). Dies lässt vermuten, dass der Tee nicht aus China, sondern aus Indien, der Heimat Buddhas, stammt. Einige Quellen geben an, dass die Chinesen bereits um 2780 v. Chr. beim Erforschen verschiedener Kräuter, Wurzeln und Pflanzen, die anregende Wirkung der überbrühten Teeblätter entdeckten.

Es ranken sich viele Legenden um das Thema Tee und dessen Entdeckung. Eine der Legenden erzählt die Geschichte des chinesischen Kaisers Shennong, der im Jahre 2737 v. Chr. in seinem Garten wandelte, eine mit heissem Wasser gefüllte Trinkschale in den Händen haltend. Ein Windhauch wehte drei Blätter von einem wild gewachsenen Teestrauch in diese Schale. Ein angenehmer Duft stieg in des Kaisers Nase und er kostete. Der Ausspruch des Kaisers „Tee weckt den guten Geist und weise Gedanken. Er erfrischt das Gemüt. Du bist niedergeschlagen, so wird Dich Tee ermuntern.“ zeigt die von ihm gewonnene Erkenntnis über die belebenden Effekte des Teegetränkes.

Eine weitere Erzählung handelt vom ersten Patriarchen des Chan (jap. Zen), Bodhidharma, Daruma), der sitzend viele Jahre vor einer Felswand seine strengen Meditationsübungen betrieb. Eines Nachts fielen ihm vor Müdigkeit bei seiner religiösen Übung die Augen zu. Darüber erbost, riss er sich die Augenlider ab und warf sie weg. Über Nacht schlugen die Lider Wurzeln und zwei immergrüne Teesträucher sprossen empor. Bodhidharma kostete davon und fühlte sich sofort wacher und gestärkt um seiner Müdigkeit bei den nächtlichen Übungen entgegenzuwirken. In Japan besitzt das Schriftzeichen 茶 sowohl die Bedeutung Tee als auch Augenlid. Nach Japan gebracht wurde der Tee durch buddhistische Studentenmönche während der frühen Heian-Zeit.

In kaum einer anderen Kultur hat die Mystik des Tees einen derart nachhaltigen Einfluss hinterlassen wie in der japanischen. Sei es, dass sie ihren Niederschlag in speziellen Schriftzeichen fand oder in der Teezeremonie, die nach wie vor seit Jahrhunderten unverändert praktiziert wird.

Siehe auch